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Effiziente Handhabung von Zahlungen mit Kleinstbeträgen im Internet

Wurde bisher das Internet von Unternehmen vornehmlich als Präsentations- und Werbemedium genutzt, rückt heute der elektronische Marktplatz immer mehr in den Vordergrund. Eine notwendige Bedingung für dessen Erfolg ist allerdings die Bereitstellung von geeigneten Zahlungsmöglichkeiten. Mit der Einigung auf ein gemeinsames Protokoll (Secure Electronic Transaction, SET) haben Mastercard und Visa die Voraussetzung für eine standardisierte, einfache und sichere Kreditkartenzahlung im Internet geschaffen.

Neben dem Bestellen und Bezahlen physischer Güter im Internet wird vor allem dem Handel mit Informationen ein großes Wachstumspotential prognostiziert. Für Informationen (z.B. Suchabfragen, Zeitungsartikel) können allerdings nur Kleinstbeträge, die bis zu 10 US-Dollar reichen, erhoben werden. Um eine solche Transaktion dennoch kostengünstig durchführen zu können, sind neuartige Zahlungssysteme zu entwickeln.

In dem Forschungsprojekt sind speziell die Sicherheitsaspekte aus Sicht der Benutzer untersucht worden. Das MilliCent-Protokoll wurde ausgewählt, weil es die Anforderungen an Zahlungen mit Kleinstbeträgen, wie z.B. einen möglichst geringen Kommunikationsaufwand, am besten erfüllte.

Dieses Zahlungsprotokoll ist von uns für weitere detaillierte Analysen prototypisch umgesetzt worden. Für die Benutzer wurde eine spezielle Software (Java-Applet) entwickelt, die über den WWW-Server des ZPR geladen werden kann und auf dem eigenen Computer ausgeführt wird. Auf den Rechnern des ZPR laufen die Server-Programme, die Händler und Bank simulieren. Über die Software des Benutzers können Suchabfragen an eine Suchmaschine (,,search engine``) im ZPR übermittelt werden. Die Suchmaschine hat in ihrem Bestand sämtliche Veröffentlichungslisten und technischen Reports der nordrhein-westfälischen Universitäten (insgesamt 200 Internet-Server). Sie sieht ebenfalls eine Volltext-Suche innerhalb der Arbeiten vor.

Damit haben wir die technischen Voraussetzungen für einen Kauf von Informationen via Internet bereitgestellt. Für die Durchführung einer Suchabfrage und den Erhalt der gewünschten Informationen muß der Benutzer mit digitalem Geld zahlen. Die dafür notwendigen digitalen Münzen werden vom Bank-Server ausgegeben. Als Gegenleistung dafür wurde im Experiment kein reales Geld gefordert. Statt dessen mußte der Benutzer einen Fragebogen zur Akzeptanz von Zahlungssystemen für den Kauf von Informationen im Internet ausfüllen. Außerdem sollte herausgefunden werden, welches Maß an Sicherheit für Zahlungen von Kleinstbeträgen notwendig ist. Es wurden vor allem Antworten auf die folgenden Fragen gesucht: Sollen die Sicherheitsanforderungen für Kleinstbeträge ähnlich hoch sein wie bei Zahlungen mit Kreditkarte? Ist man auch bereit, für mehr Sicherheit mehr zu zahlen oder längere Antwortzeiten in Kauf zu nehmen?

Abbildung gif zeigt, wieviele und welche Daten über das Netz ausgetauscht werden müssen, bis der Benutzer die gewünschten Informationen vom Händler gegen virtuelles Geld kaufen kann.

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Abbildung: Ablauf des Experimentes

Die Studie ergab, daß die Benutzer nicht bereit sind, bei Kleinstbeträgen Sicherheitseinbußen hinzunehmen. Digitale Münzen sollen genauso sicher aufbewahrt werden wie kryptographische Schlüssel, die langfristig zum Signieren von Kreditkartenzahlungen eingesetzt werden. Digitale Münzen dürfen bei einer Transaktion nur verschlüsselt übermittelt werden. Für Sicherheitsmaßnahmen nehmen die Benutzer Zeitverzögerungen in Kauf. Höhere Kosten werden allerdings nicht akzeptiert.


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Webmaster <www@zpr.uni-koeln.de>, 7. Apr. 1997