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Virtuelle Börse im Internet

Das rasante Wachstum des Internet hat auch für Veränderungen in der Finanz- und Bankenwelt gesorgt. Zahlreiche Banken und Finanzdienstleister sind bereits im Internet mit einem WWW-Server vertreten. Über das Internet werden Dienstleistungen wie Konto- und Depotführung angeboten. Für das ZPR als Forschungseinrichtung ergeben sich aus dieser neuen Technologie eine Reihe von Fragestellungen: Wie können Aufträge sicher über das Internet übermittelt werden? Eignet sich das Internet nur für die Übermittlung von Aufträgen, oder können auch Güter gehandelt werden? Ist ein Wertpapierhandel möglich? Welche Art der Börse empfiehlt sich dabei? Traditionell wird zwischen Auktionärsbörsen, bei denen die Kursbildung durch Makler vorgenommen wird, und Market-Maker-Börsen unterschieden, bei denen sogenannte Market-Maker sich verpflichten, verbindliche Ankaufs- und Verkaufskurse zu veröffentlichen.

Als erster Schritt in diesem Bereich ist vom ZPR eine virtuelle Börse nach dem Auktionärsprinzip konzipiert und realisiert worden. Durch sie konnte einerseits die sichere Auftragsübermittlung sowie die Praktikabilität einer Börse im Internet evaluiert werden. Zukünftig ist geplant, eine Market-Maker-Börse, die neuartige Multicast Backbone (MBONE) Technologien einsetzt, zu realisieren. Konzepte sind bereits auf der SOR-Tagung '96 einem Fachpublikum vorgestellt worden.

Um für hinreichende Beteiligung an der Testbörse zu sorgen, wurde sie begleitend zur Fußball-Europameisterschaft 1996 in England als virtuelle EM-Börse im Internet organisiert. Es gab eine interne Börse für Mitarbeiter und eine offene Börse, an der sich jeder beteiligen konnte. Insgesamt haben sich rund 90 Personen an den Spielen beteiligt und für einen regen Handel gesorgt.

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Abbildung: HTML-Startseite der EM-Börse

Bei der Anmeldung zum Spiel erhielt jeder Teilnehmer eine Benutzerkennung und ein Paßwort. Zusätzlich wurde für jeden Teilnehmer ein Konto mit Spielgeld und Mannschaftsanteilen eingerichtet. Der Kauf und Verkauf von Anteilen sowie die Verwaltung der Bestände wurden über das World Wide Web (WWW) mit einem Java-Applet durchgeführt. Informationen zum Spiel können über die beiden URLs

http://www.zpr.uni-koeln.de/EMBoerse/

und

http://www.zpr.uni-koeln.de/ZPRBoerse/

abgerufen werden.

Die Spieler verfügten über ihr Konto, indem sie Aufträge zum Kauf oder Verkauf von Mannschaftsanteilen an den Server übermittelten. Jede Transaktion mußte zuvor durch Benutzerkennung und Paßwort authentisiert werden. Die Kursermittlung fand zu festgelegten Zeiten statt. Die resultierenden Kurse und Umsätze wurden über das WWW publiziert und graphisch dargestellt.

Die Funktionalität, die für das Fußball-Börsenspiel benötigt wurde, stimmt im wesentlichen mit den Anforderungen an das Homebanking überein. Authentisierung und Transaktionen müssen in beiden Fällen sicher und einfach zugleich über das Internet durchgeführt werden können. Die Fußballbörse kann daher als Testfeld für Homebanking-Transaktionen betrachtet werden.

Das Börsenspiel hat unter den Teilnehmern reges Interesse hervorgerufen. Viele wünschten sich eine Fortsetzung des Spiels mit der nächsten Fußball-Bundesligasaison. Die Anmeldung der Spieler, Eingabe von Aufträgen und Kursermittlung verlief reibungslos.


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Webmaster <www@zpr.uni-koeln.de>, 7. Apr. 1997