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Gradbeschränkte Netzwerke

 
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Abbildung: Eine Familie von Punktmengen mit großer Tourlänge

In den Bereichen Netzwerkdesign und VLSI steht man häufig vor der Aufgabe, ein System von Verbindungen mit möglichst günstigen Gesamtkosten zu erstellen; aus Stabilitäts- und Kapazitätsgründen existieren dabei aber Obergrenzen für die Belastung der einzelnen Knoten.

Mathematisch gesprochen steht man vor folgendem Problem: Gegeben ein Graph G mit Kosten w(e) für jede Kante e sowie einer Kapazitätsschranke d(v) für jeden Knoten v. Gesucht ist ein zusammenhängender Teilgraph mit kleinstmöglichen Gesamtkosten, in dem kein Knoten höheren Grad als d(v) hat. Da sich das bekannte Traveling-Salesman-Problem als eine solche Fragestellung formulieren läßt, ist nicht damit zu rechnen, daß es einen exakten Algorithmus gibt, der für jede Probleminstanz in polynomialer Laufzeit eine optimale Lösung findet. Aus diesem Grunde ist man daran interessiert, Methoden zu entwickeln, die in kurzer Zeit möglichst gute Approximationen von Optimallösungen liefern. Ein Ansatz dafür besteht darin, von einem zusammenhängenden Netzwerk kleinstmöglichen Gesamtgewichts auszugehen und diesen minimalen aufspannenden Baum T dann so zu modifizieren, daß die Gradbeschränkungen der einzelnen Knoten eingehalten werden. Es gelang uns, mit diesen Ansatz eine Netzwerkflußmethode zu entwickeln, die in verschiedener Hinsicht optimal ist: Unser Algorithmus kann im allgemeinen von keiner Methode unterboten werden, die nur Informationen über Topologie und Kantengewichte eines minimalen aufspannenden Baumes sowie die Dreiecksungleichung benutzt. Wir können garantieren, daß die Kosten des konstruierten Baumes diejenigen des minimalen aufspannenden Baumes T um nicht mehr als einen Faktor von tex2html_wrap_inline3800

übersteigt, vorausgesetzt, daß tex2html_wrap_inline3796 für alle Knoten v gilt. (Dabei ist tex2html_wrap_inline3800 der Grad von v im minimalen aufspannenden Baum T.) Dies ist der bestmögliche derartige Faktor. Und schließlich hat eine Variante unserer Methode lineare, also optimale Laufzeit und garantiert gleichzeitig diesen Approximationsfaktor.

Aus unseren Ergebnissen lassen sich zudem Aussagen über Spezialfälle des Problemes ableiten, in denen die Kostenfunktion durch geometrische Abstände der Netzknoten gegeben ist. Insbesondere für den Fall von tex2html_wrap_inline3806-Abständen in der Ebene (die sogenannte Manhattan-Metrik, die vor allem für VLSI-Probleme von entscheidender Bedeutung ist) folgt, daß der obengenannte Quotient den Wert von 1,5 nicht übersteigen kann, wenn die Gradbeschränkungen der Knoten d(v)=3 betragen. Dies ist zur Zeit der beste bekannte Wert. An dieser Stelle gibt es noch eine Reihe von offenen Fragen, da nicht klar ist, ob für d(v)=3 tatsächlich größere Quotienten als tex2html_wrap_inline3812 auftreten können. Es gelang uns aber, den seit einiger Zeit offenen Fall von d(v)=2 zu lösen, indem wir eine Klasse von geometrischen Beispielen konstruierten, für die der genannte Quotient beliebig nahe an 2 kommen kann.


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Webmaster <www@zpr.uni-koeln.de>, 7. Apr. 1997