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Die Kenntnis von Testmengen ermöglicht, ganzzahlige
Optimierungsprobleme mittels eines primalen Optimierungsalgorithmus zu
lösen. Testmengen sind durch folgende Eigenschaft charakterisiert: Eine
zulässige Lösung x eines ganzzahligen Optimierungsproblems ist
entweder optimal, oder es gibt ein Element t der Testmenge, so daß
die Differenz x-t wieder zulässig ist und bezüglich der Zielfunktion
einen besseren Wert hat. Ist also eine zulässige Lösung gegeben,
kann man iterativ durch Subtraktion von Testmengenelementen zur
Optimallösung gelangen.
Abbildung:
Repräsentanten der drei Klassen von Elementen in der
minimalen Testmenge für K8
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Conti und Traverso haben einen interessanten Zusammenhang zwischen
ganzzahliger Optimierung und Gröbnerbasen in der kommutativen Algebra
aufgezeigt. Dabei werden die Differenzen von zulässigen Lösungen zu einer
ganzen Familie von geeigneten ganzzahligen Programmen in Beziehung zu
einem Binomideal in einem Polynomring gesetzt.
Bei geeigneter Wahl einer Monomordnung entspricht dann die reduzierte
Gröbner-Basis dieses Ideals der minimalen Testmenge für die
Problemfamilie. Theoretisch ergibt sich dadurch die Möglichkeit, mit Hilfe
algebraischer Methoden ganzzahlige Optimierungsprobleme zu lösen:
Erst wird mit dem Buchberger-Algorithmus die Testmenge ermittelt.
Anschließend wird ausgehend von einer zulässigen Lösung eine
Folge von Verbesserungsschritten ,,entlang`` Elementen der
Testmenge ausgeführt, bis das Optimum erreicht ist.
Obwohl in dem betrachteten Fall die Gröbnerbasis nur zu Idealen mit
recht spezieller Struktur berechnet werden muß, ist dieser Ansatz
aufgrund der hohen Laufzeit des Buchberger Algorithmus und der
potentiell gewaltigen Größe der Basis für Beispiele mit vielen
Variablen sehr problematisch. Daher werden die algebraischen Methoden
nicht als direkte Lösungsverfahren betrachtet. Statt dessen werden
die Methoden der Computeralgebra im hier verfolgten Ansatz dazu
eingesetzt, die minimalen Testmengen zu ganzzahligen
Optimierungsproblemen zu berechnen, um anschließend aus den so
gewonnenen Informationen Aussagen über die Struktur der Testmengen zu
ermöglichen. So ist es beispielsweise im Falle der Bestimmung einer
Knotenüberdeckung minimalen Gewichts in einem Graphen gelungen, die
Struktur der Testmenge vollständig zu beschreiben, und zwar
unabhängig von der Tatsache, daß zu ihrer Berechnung aufwendige
algebraische Methoden eingesetzt wurden. Für den Spezialfall einer
minimalen Knotenüberdeckung in einem vollständigen Graphen gilt
der Satz:
Bis auf ein Element ist die reduzierte Gröbnerbasis
genau die Menge aller Vektoren, die entweder negativ
bzgl. der Monomordnung sind und das Gewicht um 1 erniedrigen,
oder das Gewicht unverändert lassen und positiv bzgl.
der Ordnung sind.
In Abbildung 1.8 sind typische Repräsentanten
der minimalen Testmenge für den K8 graphisch dargestellt.
Das linke Element und Elemente vom mittleren Typ erniedrigen das Gewicht
einer Knotenüberdeckung, während die Elemente vom rechten Typ
lediglich für eine Umverteilung der Gewichte stehen. Im Falle
beliebiger Graphen kommt noch eine dritte Klasse von
Elementen zur Testmenge hinzu, die die komplizierteren
Adjazenz-Beziehungen zwischen Knoten mit veränderten Gewichten
widerspiegelt.
Ziel ist es, auch bei schweren ganzzahligen Optimierungsproblemen eine
- möglicherweise unvollständige - Beschreibung der Struktur der
Testmenge ermitteln zu können. Diese Kenntnisse können dann in einer
Verbesserungsheuristik genutzt werden.
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1999-07-28